Tagungsbericht: 4. Bozner Wirtschaftsrechtstag
Am 17. Mai 2024 fand der 4. Bozner Wirtschaftsrechtstag in der Handelskammer Bozen statt. Die renommierte Veranstaltung, die von der Notariatskanzlei Crepaz Lanzi und der Rechtsanwaltskanzlei Christoph Perathoner & Partner organisiert wurde, bot eine Plattform für Experten aus Wissenschaft und Praxis, um aktuelle Themen im Bereich Wirtschaftsrecht zu diskutieren. Die Tagung war zweisprachig in Deutsch und Italienisch – die Präsentationen teilweise auch in Englisch – was die internationale Ausrichtung und die Sprachvielfalt des Publikums unterstrich. Im Publikum konnte der aufmerksame Beobachter neben dem Kommandanten der Finanzpolizei der Provinz und dem Kommandanten der Carabinieri auch hochrangige Mitglieder des Regierungskommissariats, stellvertretende Kommissäre, Vertreter der Agentur der Einnahmen und der jeweiligen Ermittlungsabteilungen sehen. Zudem waren Vertreter der hds, Immobilienmakler, Unternehmer und meine Wenigkeit anwesend – offensichtlich genießen Cryptowährungen, Blockchain und Bitcoin eine hohe Aufmerksamtkeit.
Eröffnung und Keynote
Der Nachmittag begann mit der Eröffnung und Übernahme des Vorsitzes durch Notar Dr. Walter Crepaz. In seiner kurzen Begrüßungsrede betonte Michl Ebner, Präsident der Handelskammer Bozen, die Bedeutung der Veranstaltung für die Region und die Relevanz der behandelten Themen und dass die Handelskammer auch den Freiberuflern eine Bühne biete. Nach einer kurzen Rede von Rechtsanwalt MMag. Christoph Perathoner, Präsident des Internationalen Forums für Wirtschaftsrecht, führte der Vorsitzende Crepaz die Teilnehmer in die Thematik ein und stellte die Referenten vor.
Die Keynote wurde von Vito Lops, einem Journalisten der Tageszeitung „Il Sole 24 Ore“, gehalten. Sein Vortrag mit dem Titel „Bitcoin è davvero oro digitale? Le differenze con l’oro fisico e le valute ‚tradizionali'“ beleuchtete die Unterschiede zwischen Bitcoin und traditionellen Währungen sowie physischem Gold.
Fachvorträge
Die anschließenden Vorträge deckten ein breites Spektrum an Themen rund um Kryptowährungen und Blockchain-Technologie ab:
- Der leitende Staatsanwalt der Antimafia-Abteilung des Bezirks Trient Sandro Raimondi sprach über die strafrechtlichen Aspekte von Kryptowährungen, was einen Einblick in die rechtlichen Herausforderungen und Risiken dieser neuen Technologien gab und erzählte über Praxis-nahe Beispiele. Insbesondere die Ausführungen zu den den territorialen Kompetenzen waren höchst interessant.
- Prof. Paolo Giudici erklärte in seinem Vortrag die Gründe, warum die Blockchain-Technologie die Finanzmärkte bisher nicht revolutioniert hat und welche Hürden noch zu überwinden sind. Sein Fazit war – salopp formuliert – dass sich die Finanzbranche die Blockchain-Technologie einverleibt habe, obwohl mit Bitcoin genau eine Abkehr von der Finanzbranche einher gehen sollte.
- Prof. Stefania Baroncelli widmete sich dem Thema des digitalen Euro und reflektierte über die Rolle der Europäischen Zentralbank und der EU-Institutionen bei der Förderung dieser neuen Form des Geldes.
Nach einer kurzen Kaffeepause setzte die Veranstaltung mit weiteren spannenden Vorträgen fort:
- RA Christoph Perathoner diskutierte die neuen Formen der Unternehmensfinanzierung durch die Blockchain-Technologie und welche Chancen und Risiken sich daraus für Startups und KMUs ergeben.
- Prof. Peter Hilpold präsentierte die steuerlichen Herausforderungen, die sich im Zusammenhang mit Kryptowährungen in Italien stellen.
- Die Professoren Simon Laimer und Andreas Schwartze beleuchteten die internationale Zuständigkeit und das anzuwendende Recht bei Kryptowerten, die im Detail je nach Land abweichen (IT, CH, AT, DE).
- Prof. Nicolas Raschauer gab eine Übersicht über die neue Verordnung über Kryptowerte (MiCAR), die bald in Kraft treten soll.
- Privatdozent Thomas Stern rundete die Vortragsreihe mit einer Analyse zu Abgrenzungsproblemen in der MiCAR und deren Konsequenzen ab.
Diskussion und Schlussfolgerungen
Die Tagung endete mit einer lebhaften Diskussion und dem Austausch von Schlussfolgerungen zwischen den Referenten und den Teilnehmern. Es wurde deutlich, dass Kryptowährungen und die zugrunde liegende Blockchain-Technologie weiterhin ein heiß diskutiertes Thema mit erheblichen rechtlichen und finanziellen Implikationen sind.
Fazit
Der 4. Bozner Wirtschaftsrechtstag war ein voller Erfolg und bot den Teilnehmern wertvolle Einblicke in die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen im Bereich der Kryptowährungen und Blockchain-Technologie. Die Veranstaltung unterstrich die Bedeutung des Dialogs zwischen Wissenschaft und Praxis, um die komplexen Fragestellungen dieser neuen Technologien zu bewältigen.
Veranstaltungsort: Handelskammer Bozen, Südtiroler Straße Nr. 60, Bozen
Datum: Freitag, 17. Mai 2024, 14:00 – 18:00 Uhr
Wird es auch einen fünften Bozner Wirtschaftsrechtstag geben? Natürlich, allerdings ließen weder Notar Crepaz noch RA Perathoner sich weitere Details entlocken, aber es soll ein Buch zur Konferenz erscheinen. Sobald das Buch verfügbar sein wird, werden wir dieses hier verlinken.